Bodenvorbereitung für die Junganlage

Bernd Ziegler, DLR – Rheinpfalz, Neustadt a. d. W.

Zwischen dem Räumen der alten und dem Erstellen der neuen Rebanlage bietet sich dem Winzer die seltene Gelegenheit seinen Weinbergsböden eine tiefergehende und intensivere Strukturverbesserung angedeihen zu lassen. Solche Maßnahmen erfordern ein zeit- und bodengerechtes Vorgehen.

Leider steht bei vielen Betriebsleitern als Auswahlkriterium für das Bearbeitungsverfahren lediglich der reibungslose Einsatz von der Pflanzmaschine im Vordergrund, anderen Gesichtspunkten wird nur eine untergeordnete Bedeutung beigemessen. Dabei sollte eine lockere und stabile Bodenstruktur mit einer entsprechend guten Durchwurzelungsintensität einen hohen Stellenwert einnehmen. Nicht zu vergessen ist die problemlose Entwicklung der Jungreben, aber auch die Ansprüche von Umwelt- und Wasserschutz dürfen nicht vernachlässigt werden. In Anlagen, wo keine regelmäßige Bodenuntersuchung durchgeführt wurde, sollte dies zumindest vor dem Räumen und Neuanpflanzen geschehen. Nur so kann eine harmonische Nährstoffversorgung für die Reben sichergestellt werden.

Nachdem in vielen Gemarkungen Rebflächen nicht mehr so knapp und teuer sind, sollte besonders in den stark mechanisierten Direktzuglagen die mehrfach positiv wirkende Brache eingeplant werden. Hier können Strukturschäden im Boden besser behoben und Lockerungsmaßnahmen nachhaltig stabilisiert werden. Schon bei einer geplanten Brachezeit von einem Jahr, steht der Winzer nicht unter dem üblichen Zeitdruck – die Bodenbearbeitung kann dann erfolgen, wann der Boden ausreichend abgetrocknet ist und es bleibt sogar noch Zeit für eine Kurzzeitbegrünung.


Vorzeitiger Umbruch der Dauerbegrünung im Altbestand
Dauerbegrünungen binden hohe Stickstoffmengen. Nach dem Umbruch kann ein größerer Teil davon verloren gehen. Außerdem können die Jungreben nach einem Unterarbeiten frischer Begrünungsbestände Wuchsprobleme zeigen. Deshalb sollten Dauerbegrünungen schon ein bis zwei Jahre vor der Rodung des Weinbergs sukzessive umgebrochen werden. Beim späteren Rigolen ist der frische Nährhumus dann schon gut verrottet und der mit der Mineralisation freiwerdende Stickstoff kann teilweise noch von den Reben genutzt werden. Außerdem unterliegt der freigesetzte Stickstoff in dem dichteren Bodengefüge einer nicht so massiven Auswaschung und kann evtl. auch noch teilweise in der Bodenmatrix eingebaut werden.


Humusdüngung - die “Aufbauspritze” für arme Böden
Leichtere und auch feinerdearme Böden leiden häufiger unter Humusmangel. Hier können Humusdünger das Wasser- und auch das Nährstoffspeichervermögen verbessern. Allerdings empfiehlt es sich nur gut verrottete Materialien zu verwenden. Würden frische, unverrottete Stoffe durch das Einarbeiten unter Luftabschluss geraten, könnten wurzelschädliche Faulprozesse auftreten. So sollte bei Einsatz von Komposten ausschließlich die Rottegrade 4 bis 5 akzeptiert werden. Stehen dem Betrieb vorwiegend unverrottete Dünger zur Verfügung (z. B. Pferdemist, Trester) sollten diese bereits ein Jahr vorher, in der alten Anlage ausgebracht werden. Hier kann dann noch vor dem Rigolen eine intensive Flächenkompostierung erfolgen.


Tief lockern und flach wenden – Vergraben Sie nicht Ihre Schätze
Überall dort, wo überstock gerodet wird, sollten die Böden nicht tiefer gewendet oder gemischt werden. Wenn den Böden keine Zeit zur Regeneration verbleibt, muss die Bodenschichtung erhalten werden, also der humusreichere Oberboden sollte auch oben bleiben. Nur so hat der Boden die Chance das spätere Befahren der Jungfelder unbeschadet zu überstehen. Hier kann die stechend arbeitende, wenig mischende Spatenmaschine (nicht die Spatenfräse) eingesetzt werden. Diese, genau wie das Mehrzweckmeliorationsverfahren MM 100, ermöglich auch bei leicht feuchten Boden noch eine akzeptable Arbeit. Dagegen erfordern Hublockerer, wie Tiefengrubber, Parapflug, Wippschar-, Hubschwenk- und andere angetriebene Lockerer einen gut abgetrockneten Boden. In feuchten Böden lässt ihre Lockerungsarbeit vieles zu wünschen übrig.
Grundsätzlich sollte vor der Durchführung solcher Spezialarbeiten die Bodenfeuchte mittels Ausrollprobe geprüft werden. Überall dort, wo sich die Bodenprobe gut ausrollen und formen lässt, ist der Boden noch zu feucht; hier gilt es auf trockenere Zeiten zu warten.
Bei den ausschließlich lockernden Verfahren ist vor dem Rebenpflanzen zusätzlich noch eine Krumenbearbeitung mittels Fräse, Kreiselegge, Scheibenegge o.a. einzuplanen.


Brache – Auszeit für den Weinbergsboden
Wiesen die alten Anlagen einen hohen Virusbefall der Reben auf, finden sich meist auch größere Populationen an Nematoden im Boden. Hier, genau wie bei Reblausbefall, wäre ein wiederholtes tieferes Wenden des Bodens sinnvoll. Damit können die alten Rebwurzeln auch besser entfernt werden. Diese Maßnahme macht dann eine mehrjährige Brache mit wechselnden Begrünungseinsaaten erforderlich.
Aber auch die normale Wiederbepflanzung würde von einem Brachejahr profitieren.
Grundsätzlich sollten vor dem Brachen eine tiefere Bodenlockerung oder Bearbeitung erfolgen. Eine anschließende Begrünung mit tiefwurzelnden Pflanzen hilft diese Lockerung besser zu stabilisieren. Rechtzeitig vor dem Pflanzen der Reben im Frühjahr ist der Begrünungsbewuchs einzukürzen. Kurz vor dem Pflanzen folgt dann noch die oben genannte Krumenbearbeitung.
Z

Gemengevorschläge für Brachebegrünungen (kg/ha) *)



*) Auf Standorten mit schlechterer Bodenstruktur oder ungünstigen Saatbettbedingungen, aber auch bei
Trockenheit empfiehlt es sich die Saatstärke um 20 bis 30 % zu erhöhen.


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