Deutsche Weinexporte 2011

Das Statistische Bundesamt hat die vorläufigen Zahlen zum Netto-Weinexport, also die Ausfuhr von deutschen Weinen ohne Reexporte, veröffentlicht. Demnach ging der Wert der Exporte nur geringfügig um 1,7 Prozent zurück, während die Menge um 11,8 Prozent gesunken ist. Insgesamt wurden 1,54 Millionen Hektoliter deutscher Wein im Wert von 349 Millionen Euro ausgeführt. Daraus ergibt sich ein im Vergleich zum Vorjahr um 24 Euro gestiegener Durchschnittserlös von 2,27 Euro/Liter.

Der Mengenrückgang im vergangenen Jahr dürfte eher angebots- als nachfragebedingt sein. Im Jahr 2010 waren in Deutschland nur rund 7 Millionen Hektoliter Weinmost – so wenig wie seit 25 Jahren nicht mehr – geerntet worden. Diese extrem kleine Erntemenge, zusammen mit relativ geringen Weinbeständen, blieb nicht ohne Folgen für den Export deutscher Weine.

Deutsche Qualitätsweine im Ausland hoch geschätzt

Der um erfreuliche 11,8 Prozent gestiegene Durchschnittspreis belegt die trotz gesunkener Exportmengen anhaltend gute Nachfrage für hochwertige deutsche Weine im Ausland. Die Exportmenge von deutschen Qualitätsweinen ging entsprechend nur um unterdurchschnittliche 6 Prozent zurück, wertmäßig konnte diese Kategorie sogar um 2,4 Prozent zulegen.

Der Anteil der Qualitätsweine an den gesamten deutschen Weinexporten hat gegenüber dem Vorjahr weiter zugenommen und lag 2011 mit 1,2 Millionen Hektoliter bei 76%. Für Qualitätsweine konnten die Exporteure mit durchschnittlich 250 Euro/Hektoliter 9 Prozent mehr als im Vorjahr erlösen. Die Kategorie „Andere Weine“ (Weine mit geschützter geografischer Angabe und Weine ohne nähere Herkunftsangabe) hat dagegen mengenmäßig um 26 Prozent und 19 Prozent im Wert verloren (Abbildung 1).

Exporte nach Weinarten

Abbildung 2 zeigt, wie sich die Zusammensetzung der deutschen Weinexporte nach Farbe entwickelt hat. Traditionell ist Deutschland als Weißweinlieferant bekannt. 2011 entfielen 87 Prozent der Gesamtexporte auf Weißwein (1,35 Millionen Hektoliter). Der Löwenanteil davon sind Qualitätsweine (1,1 Millionen Hektoliter).

Weiße Qualitätsweine als wichtiges Segment der deutschen Weinexporte mit hoher Wertschöpfung haben erfreulicherweise deutlich geringere Mengenverluste (-6%) hinnehmen müssen als andere Weinarten und Qualitätsstufen. Wertmäßig konnten weiße Qualitätsweine sogar um knapp 2 Prozentpunkte zulegen und trugen rund drei Viertel zu den Gesamterlösen der Weinexporteure bei.

USA bleiben wichtigster Partner im Export

Im Jahr 2011 wurden 297 Millionen Hektoliter deutsche Weine im Wert von 103 Millionen Euro in die USA exportiert. Damit sind die Vereinigten Staaten mit weitem Abstand der wichtigste Markt für deutsche Weinexporteure: Rund ein Drittel der Erlöse werden auf diesem attraktiven Markt erzielt.
Bezogen auf die Menge haben die USA den ehemals größten Abnehmer deutscher Weine, Großbritannien, seit 2010 überrundet und auf Platz 2 verwiesen (Abbildung 3). Die Exportmenge in die USA sank im Jahr 2011 zwar um 6,4 Prozent. Da aber die Durchschnittserlöse mit 3,46 Euro/Liter um 6,5 Prozent höher als im Vorjahr waren, blieb der wertmäßige Export stabil.

Riesling erfreut sich in den Vereinigten Staaten weiter wachsender Beliebtheit (2010: +13 Prozent). Dies eröffnet vor allem Deutschland als Riesling-Spezialist auch zukünftig gute Chancen auf diesem interessanten Markt. Der inzwischen wieder relativ zum Euro starke US-Dollar dürfte den Export deutscher Weine auf den amerikanischen Markt weiter erleichtern.

Großbritannien bleibt aufgrund der hohen Exportmengen ein wichtiger, aber schwieriger Handelspartner für die deutsche Exportwirtschaft. Die Durchschnittserlöse im Export sind gemessen an anderen Exportländern niedrig, Exportmenge (2011: -21 Prozent) und –wert (2011: -14 Prozent) gehen seit Jahren drastisch zurück.

Die gute Botschaft lautet, dass moderne deutsche Weißweine im britischen Einzelhandel in den letzten Jahren durchaus Erfolge verbuchen können. So konnten deutsche Weine über 5 £/0,75 l-Flasche deutlich zulegen und Marktanteile gewinnen. Auch der Durchschnittspreis für deutschen Wein ist um 8 Prozent auf 3,70 £/0,75 l-Flasche gestiegen. Dennoch konnten damit die Mengenverluste im Billigbereich nicht ausgeglichen werden. Noch immer werden im britischen Einzelhandel der überwiegende Teil der deutschen Weine im Preisbereich unterhalb 5 £/0,75 l-Flasche verkauft.

Norwegen rückt auf die vorderen Ränge

Gemessen am Exportwert folgen nach USA, Großbritannien und den Niederlanden auf Platz 4 der wichtigsten Exportmärkte für deutschen Wein der skandinavische Markt Norwegen und Russland gleichauf. Die Niederlande und Russland teilen sich mit jeweils 211 Tausend Hektoliter den dritten Platz im Ranking nach Exportmenge (siehe Abbildung 4).

Der Wert der Exporte in die Niederlande ist trotz gesunkener Exportmengen (-12%) im vergangenen Jahr um 1,6 Prozent gestiegen und erreichte einen Gesamtwert von 34 Millionen Euro. Dies liegt daran, dass die Durchschnittserlöse in unserem Nachbarland – wenn auch auf niedrigem Niveau – um 15 Prozent auf 1,62 Euro/Liter gestiegen sind.

Die Weinexportmengen nach Russland steigen seit Jahren kräftig. Allerdings sind die dort erzielten Durchschnittserlöse mit 1,02 Euro/Liter im Vergleich sehr niedrig. Gemessen am Exportwert liegt Norwegen mit 22 Millionen Euro Umsatz gleichauf mit Russland, obwohl 2011 nach Russland 3,5 mal mehr Wein als in das skandinavische Land geliefert wurden.

Der norwegische Markt hat sich in den vergangenen Jahren insgesamt sehr positiv für deutsche Weine entwickelt und bleibt mit einem erzielten Durchschnitterlös von 3,59 Euro/Liter hoch attraktiv. Der Weinkonsum liegt mit 23,5 Liter pro Kopf und Jahr in etwa auf deutschem Niveau, Tendenz steigend. Bevorzugt werden Weißweine. Deutsche Weißweine sind in Norwegen mit einem Marktanteil von über 30% Marktführer. 2011 konnte die Exportmenge nach Norwegen erneut um 6,1 Prozent auf 61 Tausend Hektoliter gesteigert werden, der Wert der deutschen Weinexporte stieg sogar um über 10 Prozent.

China – Wachstumsmarkt mit Zukunft

China ist ein riesiger Markt und gehört zu den Wachstumsmärkten der Zukunft – auch für Wein. Auch wenn der aktuelle Weinkonsum in China mit 0,4 Liter pro Kopf und Jahr sehr gering ist, wächst der Gesamtmarkt angesichts einer Gesamtbevölkerung von 1,33 Milliarden Menschen sehr schnell. Eine aufstrebende Mittelschicht mit steigendem Einkommen – vor allem in den Städten - fragt zunehmend auch Wein als Lifestyleprodukt westlicher Prägung nach. Rotweine sind besonders beliebt, Weißweine haben einen Anteil von etwas mehr als 20 Prozent im Konsum. Auch wenn derzeit noch geschätzte 85-90 Prozent der konsumierten Weine aus eigener Produktion stammen, werden importierte Weine qualitativ höher eingeschätzt und zunehmend nachgefragt.

Nach Schätzungen von Euromonitor International wird China bis 2015 zum größten Markt für Stillweine der Welt aufsteigen und die USA auf diesem Platz ablösen. Dies und die Tatsache, dass Riesling nach Chardonnay den zweitgrößten Anteil unter den weißen Rebsorten im Konsum hat, lässt hoffen, dass Deutschland einen festen Platz auf dem chinesischen Markt erobern kann. Der Marktanteil deutscher Weine in China liegt aktuell bei etwa 2 Prozent.

Tatsächlich entwickeln sich die Exporte deutscher Weine nach China sehr dynamisch (Abbildung 5). 2011 wurden insgesamt 40 Tausend Hektoliter (+ 19 Prozent) im Wert von 13 Millionen Euro (+ 15 Prozent) nach China geliefert. Der Durchschnittspreis legte um 22 Prozent auf 3,27 Euro/Liter zu. Damit hat sich die Exportmenge seit 2007 vervierfacht und China ist auf Platz 8 im Ranking der deutschen Exportmärkte aufgerückt.

Fazit
Die extrem kleine deutsche Weinmosternte im Jahr 2010 führte in 2011 zu mengenmäßigen Rückgängen im Export. Insgesamt wurden 1,54 Millionen Hektoliter Wein und damit knapp 12 Prozent weniger als ein Jahr zuvor exportiert. Der Wert der Exporte sank aufgrund des deutlich gestiegenen Durchschnittspreises dagegen nur leicht um 1,7 Prozent auf 349 Millionen Euro.
Insbesondere weiße Qualitätsweine, die 70 Prozent der Gesamt-Weinexporte ausmachen, konnten sich gut behaupten: Dies spricht dafür, dass die Wertschätzung moderner deutscher Weintypen im Ausland weiter wächst. Die mengenmäßig und qualitativ gute Ernte 2011 sollte dazu beitragen, dass die Nachfrage wieder in vollem Umfang bedient werden kann. Insbesondere attraktive Drittlandsmärkte (z.B. USA, Kanada, Norwegen und aufstrebende Märkte in Asien) mit den dort erzielten hohen Durchschnittspreisen versprechen eine hohe Wertschöpfung und rücken zunehmend in den Fokus der Exportwirtschaft.


karin.rheinschmidt@dlr.rlp.de     www.Weinmarketing.rlp.de