Anbauanleitung Luzerne

Stand: 07/18/2012
Autor: Stefan Ernert, DLR Westerwald-Osteifel


Einleitung:
Die Luzerne gehört zu Futterpflanzen mit sehr hohen Massen- und Eiweißerträgen. Als Leguminose benötigt sie keine Stickstoffdüngung. Neben ihrem hohen Rohproteingehalt wird auch ihre gute Strukturwirksamkeit in Wiederkäuerrationen zunehmend geschätzt.
Standortansprüche:
Leicht erwärmbare, gut durchwurzelbare Böden, keine kalte Nordhanglagen, staunasse Böden, nasse Standorte und Böden mit hoch anstehendem Grundwasser. PH-Wert je nach Bodenart 6-7,5. Eine Vorsaatkalkung fördert Auflaufen und Jugendentwicklung.
Fruchtfolge:
Sehr gute Vorfruchtwirkung, geringe Selbstverträglichkeit erfordert mindestens vierjährige Anbaupause.
Bodenbearbeitung:
Pflugfurche. Sorgfältige gartenähnliche Saatbettbereitung. Ebenes, feinkrümliges, gut abgesetztes und unkrautfreies Saatbett. Letzter Arbeitsgang nicht tiefer als 4 cm. Rauwalze vor oder nach dem Drillen.
Düngung:
Startgabe 40 kg N/ha. Als Stickstoffsammler benötigt ein reiner Luzernebestand nach seiner Etablierung keinen Stickstoff mehr.

Tabelle Nährstoffbedarf
Bei den Mikronährstoffen besteht ein hoher Bedarf an Kupfer, Bor und Molybdän. Wirtschaftdüngereinsatz wegen Stickstoffanteil eher bei Luzernegras sinnvoll, aber möglich.
Saatzeit / Saatstärke / Saatgutimpfung/ Sorten:
Aussaat von Ende März bis Anfang August möglich.
Frühjahrsblanksaat im März/April mit 25-30 kg/ha oder Ansaat mit 50-100 kg/ha Haferdeckfrucht. Zuerst die Deckfrucht ausdrillen und danach versetzt die Luzerne.
Untersaat (15-18 kg) in lichte Sommergerste erhöht das Ansaatrisiko.
Eine Sommerblanksaat bis Anfang August ist ebenfalls möglich.
Bei erstmaligem Luzerneanbau oder längerer Anbaupause wird Saatgutimpfung empfohlen.
Die Saattiefe liegt bei 1cm.
Alle 11 in der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes aufgeführten Sorten sind anbauwürdig. Aktuell werden in Rheinland-Pfalz die 3 Sorten Fiesta, Filla und Sanditi empfohlen. Praktiker heben die Gesundheit der Sorte Plato hervor.
Bestandesdichte:
Nach Aufgang mindestens 200 Pflanzen pro m2 (Ziel 400), nach erster Überwinterung 150-250 und im zweiten Hauptnutzungsjahr 100-150.


Nutzungsregime:
Bis 5 Schnitte pro Jahr sind möglich. Mehrjährige Nutzung erfordert einmalige Vollblüte pro Jahr. Spätschnitt im Oktober verhindert Herbstverunkrautung und eventuell auch die Einwanderung von Mäusen.
Nutzungszeitpunkt:
Im Ansaatjahr frühestens 75 Tage nach der Aussaat oder zu Beginn der Blüte. Nach dem Knospenstadium Abfall von Rohprotein- und Energiegehalt und Verdaulichkeit. Rohfasergehalt steigt entsprechend an. Schnitt daher zum Knospenstadium bis zum Beginn der Blüte.
Andere Möglichkeit: Wegen engem Zusammenhang zwischen Bestandshöhe und Rohfasergehalt ersten Aufwuchs bei 50-70 cm ernten, weitere Aufwüchse bei 40-50 cm und letzten Aufwuchs bei 25-40 cm
Schnitthöhe:
8-10 cm, Ein zu tiefer Schnitt verletzt die Erneuerungsknospen der Triebe und schwächt den Bestand.
Pflege:
Eventuellen Reinigungsschnitt nicht zu tief durchführen.
Eggen und Grubbern in Beständen nur bei Grasnachsaaten.
Konservierung
Größte Herausforderung. Gefahr von hohen Bröckelverlusten sowohl bei Silage als auch bei Heu aufgrund des unterschiedlichen Trocknungsverhaltens von Blatt und Stengel. Erntegut möglichst schonend behandeln. Trockenen Bestand in Breitablage mähen und möglichst auf Wendearbeiten verzichten. Schwadarbeiten im Tau durchführen.
Schwere Silierbarkeit durch hohe Eiweiß- und niedrige Zuckergehalte, daher hohe Anwelkgrade bis auf 40% TS realisieren. Eventuell Melasse und/oder Siliermittel der Wirkungsrichtung „Verbesserung des Gärverlaufs“ für die Anwendungsbereiche A (=schwer silierbar) und B (=mittelschwer silierbar) einsetzen, das sind homofermentative Milchsäurebakterien, Siliersalze und Siliersalzlösungen, sowie Siliersäuren.


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