Gartentipp Januar 2022 -Christrosen, Blütenpracht im Winter

Gartentipp 2022

Christrosen, Blütenpracht im Winter

Mich faszinieren sie immer wieder. Jahr für Jahr, Winter für Winter. Im Laufe des Jahres vergessen kommt ihr großer Auftritt in der dunklen, kalten Jahreszeit. Einfach schön steht sie da. Stattliche Stauden mit weißen Blüten, kräftiges grünes Laub. Christrosen, auch Schneerosen oder Nieswurz genannt, trotzen dem Winter und sind dafür geeignet uns beim Blick aus dem Fenster etwas Freude zu schenken. Helleborus niger, heißt die Christrose in der Fachsprache. Ihre Blütezeit beginnt unter Umständen schon im November und kann sich bis in den März hinziehen. Verwechselt werden sie oft mit Lenzrosen (Helleborus orientalis). Diese blühen etwas später und sind farblich variantenreicher. Es gibt Sorten mit weißen, gelblichen, rosafarbenen bis zu ganz dunkelroten fast schwarzen Blüten. Einige fallen auch durch farbige Zeichnungen auf. Natürlich gibt es auch noch Exemplare mit gefüllten Blüten. Eine geschickte Kombination aus beiden bringt über Monate blühendes im Winter und zeitigem Frühjahr hervor. Stopp, kein abschweifen vor lauter Begeisterung. Ob im Garten oder wildwachsend im Wald die Christrose sticht aus dem grau-braunen Umfeld heraus. Diese wintergrüne Staude kann ein Alter von über 20 Jahren schaffen. Wie bei Vielem ist der Herbst die geeignete Pflanzzeit.


Nieswurz am Waldrand, seinem natürlichen Standort.

Getopfte Ware geht natürlich auch im Frühjahr. Tiefgründige, lockere, nährstoffhaltige Böden die humusreich und auch kalkhaltig sind schaffen beste Voraussetzungen damit sie ihre Lebensdauer ausschöpfen kann. Ein halbschattiger bis schattiger Platz unter Bäumen und Sträuchern ist perfekt. Auch „Kübelhaltung“ geht. Der muss
aber auch hoch genug sein damit die Tiefwurzlerin Luft nach unten hat. Außerdem ist Staunässe zu vermeiden. Daher mit grobem Material eine Dränageschicht auf dem Boden schaffen. Dass da Löcher zum Wasserabfluss drin sein müssen erwähne ich nur der Form halber. Ein sehr großes Behältnis ermöglicht ein längeres Verweilen. Töpfe und ähnliches haben den Vorteil dass sie, zumindest bis zu einer gewissen Größe, kurzfristig umgestellt werden können. Das macht sich bei langanhaltendem nassem Wetter gut. Mir ist aufgefallen dass genau dieses den Pflanzen generell nicht behagt. Auch wenn sie im Boden, beispielsweise im Vorgarten, sitzen. Es bringt sie nicht um macht ihrem Aussehen aber gehörig zu schaffen. Hier ist das Auge des Gärtners gefragt um rechtzeitig die schwächelnde Pflanze umzuquartieren. Langfristig ist ihr Platz aber im Boden. Grundsätzlich sind Christrosen pflegeleichte Stauden. Zusätzliche Wasser braucht sie nur unmittelbar nach dem Pflanzen bis sie eingewachsen ist und in heißen Wetterperioden. Wobei, wie bekannt von anderen Pflanzen, nicht über die Blätter. Sondern auf den Boden an die Wurzeln wässern. Starke Kahlfröste schädigen Blüten und Blätter. Die eigentliche Pflanze hält aber durch. Nieswurzarten sind giftig für Menschen und einige gängige Haustiere (Katzen, Hunde, Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Vögel). Selbst größere Tiere wie Pferde und Rindvieh vertragen sie nicht. Typische Anzeichen sind Übelkeit, Durchfall, Entzündungen der Mundschleimhäute, Herzrhythmusstörungen, erweiterte Pupillen, Atemnot und außergewöhnlicher Durst. Im schlimmsten Fall tritt der Tod durch Atemlähmung ein. Alles andere als angenehm. Daher sehr gut aufpassen und überlegen, gerade wenn Kinder rumbrummen. Bereits 3 Samenkapseln führen zu schweren Vergiftungen. Vor allem die Blüten der Christrosen sollen bei Kindern, unglücklicher Weise, verstärktes Interesse wecken. Bei der optimalen Pflanzzeit muss unterschieden werden, ob die Pflanze aus dem Freiland oder der Gewächshauskultur stammt. Im Freien gezogene Pflanzen sind an die Witterungsbedingungen gewöhnt und können im Herbst und Frühjahr gepflanzt werden. Ausnahme ist natürlich Frost. Anders sieht es mit den prächtig blühenden, getopften Christrosen um die Weihnachtszeit aus. Sowas kommt aus dem Gewächshaus. Damit die das Freiland überleben ist ein angewöhnen notwendig. Diese Christrosen verbleiben auf einem geschützten Platz. Ist im Frühjahr die Frostgefahr vorüber kommen sie raus. So lange können wir sie ja betüddeln damit es im Freien richtig losgehen kann. Schnitt spielt bei dieser unkomplizierten Staude keine Rolle. Lediglich kranke oder abgestorbene Pflanzenteile und die Samenstände werden entfernt. Ganz ungetrübt bleibt unsere Freude mit ihr leider doch nicht. Pilzkrankheiten am Blatt, die sogenannte Schwarzfleckenkrankheit und Fäulen im Stängel- bzw.
Wurzelbereich kommen immer mal vor. Zu gut gemeinte Düngung, niedriger ph-Wert, dauerhaft feuchte Blätter, nasser Standort schaffen Voraussetzungen für Erkrankungen. Treten schwarze Blattflecken auf entfernen sie diese sofort. Oft reicht das aber nicht aus. Dann helfen vorbeugend, und nur vorbeugend, Stärkungsmittel.


Getopfte Christrose vor Hauseingang.

Wo möglich ist natürlich auch eine Standortverbesserung eine wichtige Gegenmaßnahme. Notfalls ist eine Umsiedlung überlegenswert. Als letzte Maßnahme kommt dann die Anwendung von zugelassenen Pflanzenschutzmittel noch in Betracht. Schnecken begeistern sich für die frischen Blätter. Da ist beim Austrieb drauf zu achten. Fühlen Christrosen sich wohl versamen sie sich von selbst. So kann man neue Pflanzen gewinnen und passend umsetzen. Bodenbearbeitung muss mit Fingerspitzengefühl stattfinden. Ruck zuck sind ihre Wurzeln verletzt was diese herrliche Staude dann persönlich nimmt. Dankbar ist sie für Kompostgaben. Auch mal etwas gröberes Material bringt sie nicht um. Große Prachtstücke lassen sich nach der Blüte teilen. Manchmal trauern sie nach dieser Aktion eine Zeitlang. Erholen sich aber normalerweise wieder dauerhaft. Mit etwas Geschick halten ihre Blüten auch in der Vase. Hier sollte das Wasser alle 2 Tage gewechselt werden und ein kreuzförmiges anschneiden der Stiele wird empfohlen. Natürlich sollen sie wie andere Blumensträuße nicht in der Nähe von Heizkörpern oder sonstigen Wärmequellen stehen. Gefühlt sag ich mal, alles was Blumensträußen gut tut hilft auch bei Christrosen in der Vase. Steht diese Nieswurzstaude auf dem richtigen Platz ist sie robust und ausdauernd.


Hans Willi Konrad, DLR R-N-H Bad Kreuznach
Alle Bilder Hans Willi Konrad



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