Obstgarten im Januar | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Januar – das neue Jahr liegt noch unberührt vor uns wie ein unbeschriebenes Blatt in einem Buch. So nach und nach werden sich die Seiten füllen, und wir sind gespannt, was die Natur für uns vorbereitet hat. Noch ist es ruhig im Garten, denn es herrscht die Zeit der absoluten Winterruhe der Gehölze. Hartung, Eismonat, Schneemonat oder Wintermonat, so wurde der Januar (lat. ianua = Tür, Zugang) früher in Deutschland genannt. In manchen Jahren hat man jedoch den Eindruck, das der erste Monat im Jahr seinem Ruf als kalter Schneemonat nicht mehr gerecht wird, dieses Jahr macht er allerdings seinem Namen alle Ehre. Dass er für den Gartenfreund nicht ganz ungefährlich ist, sagen die alten Bauernregeln: „An Fabian und Sebastian (20. Januar) fängt der rechte Winter an“, wobei es auch schon die ersten Frühlingszeichen geben kann: „ um Fabian und Sebastian fängt schon der Saft zu gehen an“. Sei´s drum,im Zeichen der zunehmenden Klimaerwärmung bietet der Monat mittlerweile gebietsweise auch etliche frostfreie Tage, an denen man Bäume und Sträucher schneiden kann. Das gleiche gilt für Neupflanzungen, die jetzt auch bei frostfreiem Wetter in den Boden können und gut angegossen werden müssen, denn: "Wenn zu Antoni (17. Januar) die Luft ist klar, gibt es ein trockenes Jahr" . Tatsächlich haben Meteorologen herausgefunden, dass nach reichlicher Sonnenscheindauer zwischen dem 14. und 20. Januar zu 70 % ein trockenes Jahr folgt! Physiologie der Obstgehölze Gleichwohl, bei den Schnittkursen wird gefachsimpelt und trefflich gestritten, ob denn nun dieser oder jener Trieb weg muss oder auf jeden Fall stehen bleiben muss. Ein Klassiker ist die Frage nach der geeigneten Baumhöhe: Diese scheint oft korreliert zu sein mit der Körpergröße der Menschen, das heißt, je kleiner, desto niedriger müssen die Bäume sein. Dabei ist es doch eigentlich gar nicht so schwer, oder? Glücklicherweise hat man sich in den letzten Jahren von vielen streng formalen Gesichtspunkten, wie sie in älteren Lehrbüchern beschrieben waren, entfernt. Heute sieht man vieles lockerer, dementsprechend steht das Produkt = Frucht im Vordergrund. Also, auf die Frage richtig oder falsch lautet die Antwort: angepasst soll er sein, der Schnitt, nämlich an Standort, Unterlage und Obstart und –sorte! Eine solide Grundlage ist und bleibt die Kenntnis der Wachstums- und Schnittgesetze. Bevor man mit dem Schnitt beginnt, sollte man sich an die Grundgesetze des Schnittes erinnern, die da zusammengefasst lauten:
Schnitt kleinkroniger Obstbäume Beim Schnitt sollte man die angestrebte, natürliche Baumform nicht aus den Augen verlieren. Bei unseren Baumobstarten ist das gedanklich eine Pyramide.
Schnitt Hochstämme Beim extensiven Streuobstbau stehen die Pflege der Baumscheibe (wässern, düngen, freihalten von konkurrierendem Bewuchs, keine Beschädigung der Stammbasis) und ein angepasster Erziehungsschnitt im Vordergrund. So gerüstet können die Bäume ohne Probleme einige Jahre ohne weiter Schnittmaßnahmen auskommen, hier sind dann lediglich kleinere Korrekturschnitte angesagt. So kommt man zu den vielzitierten und gewünschten naturnahen Kronenformen im extensiven Streuobstbau. Und wenn geschnitten wird, dann aus Gründen der Sicherheit und Unfallverhütung am Besten und überwiegend vom sicheren Boden aus, mit Teleskopsägen und –scheren - selbstverständlich mit Kopf- und Augenschutz! . Schnitt Beerenobst Bei den Sommerhimbeeren wurden die alten Tragruten direkt nach der Ernte entfernt. Soweit noch nicht geschehen, sollte man die Ruten bei Herbsthimbeeren jetzt etwa 3 cm über dem Boden abschneiden. Bei Johannis-, Josta- und Stachelbeeren sind die einjährigen Triebe die Besten, denn hier wachsen die besten Qualitäten. Das gilt für alle 3 Erziehungsarten (Busch, Spindel oder Hochstamm). Deshalb achtet man beim Schnitt immer auf eine überwiegende Anzahl und gute Verteilung der einjährigen Triebe. Nach 3-5 Jahren sind die einzelnen Achsen abgetragen und werden bei Busch und Spindel über dem Boden entfernt. Bei Hochstämmen müssen die herabhängenden, abgetragenen Triebe regelmäßig entfernt und ausgelichtet werden, man schneidet zur Erzielung guter Fruchtqualitäten auf nach oben stehendes Holz. Die genannten Arten verfügen über eine sehr gute Regeneration, so dass immer genügend junges Holz nachwächst. Johannisbeerbüsche Ein jährlicher Schnitt ist notwendig, um ältere, abgetragene Triebe gegen junge Bodentriebe auszutauschen, da sonst die Qualität spürbar leidet. Dies wird im Garten oft vernachlässigt, das Ergebnis sind dann mannshohe Sträucher mit viel altem, vergreisten Holz und schlechten Qualitäten. Pro Busch belässt man ca. 8-10 Triebe, bei starkwachsenden Sorten (z. B. `Heinemann`s Spätlese`, `Rovada`) könnten es auch mehr sein, was aber zu Lasten einer guten Beerntbarkeit geht. Weiterhin sollte man darauf achten, dass die Büsche nicht auseinander fallen und die Triebe unter der Last der Früchte auf dem Boden liegen. Bei Sorten mit geringerer Statik (z. B. Red Lake) deshalb regelmäßig jährlich die Triebe um 1/3 einkürzen. Grundsätzlich sollten bei einem Johannisbeerbusch immer ein ausgewogener Anteil an 1-, 2-, 3- und mehrjährigen Trieben vorhanden sein, wobei die schönsten Früchte immer am 1-jährigen Holz hängen. Buschpflanzungen werden im Abstand von 3x1 m gepflanzt und finden hpts. bei schwarzen Johannisbeeren Verwendung. Kiwi - Angepasste Schnittmaßnahmen: im Winter oder im Sommer? Angepasster Schnitt
Kaki im eigenen Garten- nicht nur zur Zierde! Mediterrane Pflanzen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, im Weinbauklima können viele dieser Arten auch im Garten überwintern. So wachsen und reifen seit vielen Jahren am DLR Rheinpfalz Kaki -Pflaumen (Diospyros kaki). Die über 10 Jahre alten Bäume haben schon Winter mit -25° C ohne Probleme überstanden. Auch in 2020, wo es nach Spätfrösten an vielen heimischen Obstarten zu kräftigen Blüten- und auch Holzschäden gekommen ist, zeigten sich die Kakibäume absolut unbeeindruckt, keine Schäden an Blüte und Holz und – wie in allen Jahren – einen vollen Ertrag. Die äußerst dekorativen Früchte hängen noch nach dem Laubfall an den Bäumen. Die leuchtend rot-orangen Früchte stammen eigentlich aus China, werden im Handel angeboten als `Sharonfrucht` (Herkunft Israel) oder `Persimon`(Herkunft Spanien). Kakis sind in der Regel erst im vollreifen Zustand, d.h. wenn die Schale auf leichten Druck nachgibt und das Fruchtfleisch weich ist, genießbar. Unreife Früchte sind adstringierend, d.h. beim Verzehr wird der Mund pelzig und taub. Allerdings gibt es Sortenunterschiede, so schmecken z. B die o. g. Sorten sehr süß und saftig. Erntezeit ist Mitte-Ende November. Vollreife und weiche Früchte lassen sich mit Genuss aus der Schale löffeln, ein paar Tropfen Zitrone runden das Geschmackserlebnis ab. Noch ein Tipp zur Verarbeitung: Die festen Früchte enthalten noch zuviel Tannin ( „pelziger Geschmack“). Durch Schälen und Hitzeeinwirkung lässt sich dieser reduzieren, so dass sich unter Zugabe von etwas Zitronensäure leckere Konfitüreherstellen lässt. Darf man Kaki in heimischen Gärten pflanzen? Die allermeisten unserer Kulturpflanzen haben einen „Migrationshintergrund“. Schon vor tausenden von Jahren zogen Völker durch die ganze Welt, gleichwohl meist nicht in friedlicher Absicht, aber sie brachten auch Kultur, Wissen und Pflanzen mit, die wir alle schätzen und lieben. Denn mal ganz ehrlich, was wäre dieses Land ohne den Wein, den Pfirsich, die Kartoffel, die Tomate? Die Mobilität der Menschen und der globale Handel nehmen weiter zu, und es werden immer neue kommen. Da hilft es auch wenig, alles Neue als „Neophyten“ für den Garten abzulehnen. Die Welt, das Klima und auch die Gärten ändern sich. Warum sollte im heimischen Garten nicht auch mal eine – bis jetzt – robuste, nicht anfällige, frostharte, reichtragende und genügsame Pflanze, deren verblieben Früchte auch heimische Singvögel im Winter zu schätzen wissen, gepflanzt werden? Neue Pflanzen im Garten - Alternativen, die nicht jeder hat! Das Angebot an Obstgehölzen ist groß und vielfältig. Neben den bekannten Arten gibt es auch einige, die weniger Berücksichtigung finden, oft aus Unkenntnis ob deren Vorteile. Sie sind recht robust, anspruchslos und pflegeleicht. So bieten eßbare Mandeln nicht nur wohlschmeckende und aromatische Früchte sondern verzaubern den Garten mit einer frühen und üppigen Blütenpracht. Der intensive Duft der Kastanienblüte ist unvergleichlich, die Ernte der Früchte geht einher mit der Weinlese. Die Mispel bildet imposante, große Sträucher mit herrlichen, creme-weissen Blüten und dekorativen Früchten. Man kann dem Obstgarten auch ein Thema geben und z. B. eine Ecke mit Bibelpflanzen anlegen. Darunter sind auch interessante, fruchtragende Obstarten wie z. B. die Feige, der Granatapfelbaum, die Weintraube (für den Garten muss es natürlich eine robuste, pilztolerante neue Tafeltraube sein!), oder die Maulbeere. Das kleine Sortiment lässt sich natürlich beliebig um weitere Bibelpflanzen erweitern, und schon hat man sein eigenes Paradies: Denn Frieden und Wohlergehen fanden schon in der Bibel Ausdruck in der Beschreibung malerisch friedlicher Szenen mit Pflanzen, wie im Buch Micha (4,4) beschrieben: „Jeder sitzt unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum und niemand schreckt ihn auf“. (Zitat aus: Bibelpflanzen). Buchtipp: Sehr viele und interessante Anregungen dazu findet man in dem Buch `Bibelpflanzen` von W. Kawollek, H. Falk, Ulmer-Verlag 2005, ISBN: 3-8001-4692-4
Weitere Arbeiten im Januar · Bäume auf Mäuse/Wühlmausschäden und Hasenfraß am Stamm kontrollieren. · verblieben Mumienfrüchte entfernen. · Pfähle und Bindegarn überprüfen · Wenn nötig: Bodenanalyse machen lassen. Wichtig: Ph-Wert und Humusgehalt mitbestimmen lassen! · Je nach Witterung können schon erste Behandlungen gegen die Kräuselkrankheit notwendig werden (bei Temperaturen über 10 ° C). |
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