Grassilagequalität optimieren - Worauf es ankommt

Stand: 04/17/2020
Um qualitativ hochwertige Grassilage zu erzeugen, müssen beim Konservieren des Futters einige Grundregeln beachtet werden.


Über den Futtermittelprüfring Eifel wurden in den letzten 10 Jahren mehr als 10.000 Grassilageproben bei der LUFA in Speyer untersucht. Dabei gelingt es einigen Landwirten Jahr für Jahr, Qualitätssilagen zu produzieren. Sie haben offenbar das Gesamtverfahren des Silierens sehr gut optimiert.

Foto: © DLR

Zunächst stellt sich die Frage, was eine gute Silage ausmacht? Zur Beurteilung werden in der Regel die Untersuchungsparameter im Analysebericht herangezogen.
In der folgenden Tabelle sind die Soll-Werte aufgeführt:

Übersicht: Qualitätsmerkmale von Grassilage


Erläuterungen:
FM = Frischmasse, alle übrigen Werte (außer Gasbildung) in g/kg TM,
TM = Trockenmasse
ADFOM = Säure-Detergenzien-Faser,
NDFOM= Neutral-Detergenzien-Faser,
NFC = Nichtfaser-Kohlenhydrate,
RNB = Ruminale-N-Bilanz,
NEL/MJ = Nettoenergie-Laktation, Mega-Joule
* in Abhängigkeit vom TM-Gehalt

Wertet man den Datenpool des Futtermittelprüfringes Eifel unter der Voraussetzung aus, dass alle Parameter im Optimum liegen müssen, dann bleiben nur wenige Silagen übrig. Und dennoch werden viele sehr gute Silagen erzeugt. Eine Silage mit 410 g TM/kg Frischmasse (Ziel: 300 - 400 g) und 105 g Zucker/kg TM würde beispielsweise aus dem Raster fallen, da sie das Risiko der Nacherwärmung birgt. In der Praxis kann diese Silage aber völlig unproblematisch sein, sofern ein ausreichender Vorschub gesichert ist. Neben den Nährwerten wird die Qualität durch die Gärparameter Essigsäure, Buttersäure und pH-Wert bestimmt. Hinzu kommt die mikrobiologische Beurteilung d. h. ist die Silage frei von Hefen, Schimmel- und Schwärzepilzen. Die beiden letzten Beurteilungskriterien werden selten berücksichtigt, spielen aber insbesondere nach dem Öffnen des Silos eine entscheidende Rolle. Die Analyse der Silage sowohl im Labor als auch das Controlling am Silostock sind ein unbedingtes Muss. Hier werden Erkenntnisse gewonnen, die einen für das nächste Jahr weiter bringen.

Der Pflanzenbestand:
Nur wertvolle, gut gepflegte Futtergrasbestände stellen geeignetes Ausgangsmaterial. Weidelgrasreiche Flächen haben hohe Gehalte an Zucker, der den Milchsäurebakterien „Futter“ für einen optimalen Silierverlauf liefert. Der Bestand sollte bis zu 70 % dieser Gräser und jeweils etwa 15 % an Kräutern und Klee aufweisen.
Praxistipp: Teilflächen mit Wildschäden oder starkem Maulwurfbefall werden in Rundballen siliert oder verworfen, denn das Material mit hohem Schmutzanteil verursacht Buttersäure. Im Fahrsilo beeinträchtigt sie durch ihren Geruch nach „Schweißfüßen“ auch die Schmackhaftigkeit der guten Partien.

Der Schnittzeitpunkt:
Optimal ist der Beginn des Ähren- bzw. Rispenschiebens der hauptbestandsbildenden Gräser. Als Anhaltspunkt in Beständen mit Löwenzahn gilt, ein Drittel sollte im Stadium „Pusteblume“ sein. Nach Möglichkeit nur abgetrocknete Bestände schneiden (am Schnittgut haftet weniger Schmutz).

Praxistipps: Ist die Aufwuchsmenge zum 1. Schnitt noch unbefriedigend (unter 30 dt TM/ha) und eine Schlechtwetterperiode in Aussicht, sollte man über eine Sandwichsilage oder Rundballen nachdenken. Die Qualität ist gesichert und die Fläche ist zeitig für einen guten zweiten Aufwuchs geräumt. Häufig wird die Frage nach dem optimalen Schnittzeitpunkt im Tagesverlauf gestellt. Hier ist ein Kompromiss zu schließen zwischen früh morgens (keine Sonne = weniger Zucker, aber der ganze Tag liegt vor einem) und gegen Abend (Sonne vom ganzen Tag = Zucker) mit der Gefahr der Veratmung über Nacht. Der Mittelweg lautet: später Vormittag. Weiterhin ist zu beachten, dass insbesondere nach einer Schlechtwetterperiode viele Betriebe gleichzeitig schneiden wollen. Pflegen Sie eine gute Geschäftsbeziehung zu ihrem Lohnunternehmer. Zahlen Sie Ihre Rechnung pünktlich. Andernfalls rangieren Sie in der Reihenfolge eher Hinten.

Die Schnitthöhe:
Die optimale Schnitthöhe liegt mindestens bei 5 - 7 cm. Ein zu tiefer Schnitt birgt die Gefahr hoher Rohasche- und Sandgehalte, die einer schnellen pH-Wert Absenkung entgegenwirken. Der Gehalt an Rohasche sollte unter 100 g/kg TM liegen, der Sandgehalt unter 20 g/kg TM. Im Futtermittelprüfring Eifel wiesen die Proben 1. Schnitt 2014 im Mittel Rohaschegehalte von 93 g/kg TM und Sandgehalte von 14 g/kg TM.
Praxistipp:Auch die Folgemaschinen wie Zetter, Schwader und Pick-up auf schmutzarme Bergung einstellen. Kritische Bestände auf keinen Fall mit Aufbereiter mähen.

Das Anwelken:
Möglichst innerhalb eines Tages auf 300 bis maximal 400 g/TM pro kg Frischmasse (24-Stunden-Silage!) anwelken. Der Zuckergehalt wird konzentriert, es fällt kein Gärsaft an und eine hohe Verdichtung ist möglich. Bei gutem Wetter (Sonne/Wind) gehen pro Stunde ca. 3 % Wasser verloren. Die Grassilagen des Futtermittelprüfringes Eifel sind eher zu trocken (mangelnde Verdichtung, langsamer Gärverlauf). In den letzten 10 Jahren lag der Mittelwert Grassilagen 1. Schnitt nur ein einziges Mal unter 400 g/TM pro kg Frischmasse.
Praxistipp: Wringprobe zur Bestimmung des Trockenmassegehaltes durchführen. Beim Wringen kein starker Saftaustritt zwischen den Fingern, Hände werden jedoch nass: entspricht ca. 300 g/TM pro kg Frischmasse. Hände werden noch feucht: 350 g, Hände glänzen noch: 400 g. Vermeiden Sie Unregelmäßigkeiten im Schwad (Büschel). Das Material trocknet nicht gleichmäßig ab, Lufteinschlüsse werden einsiliert und bilden die Eingangspforte für Fehlgärungen.

Die Häcksellänge:
Sie sollte je nach Trockenmassegehalt zwischen 2,5 - 5 cm betragen (je trockener, desto kürzer).

Praxistipp: Überprüfen Sie die Schnittlängen im Laufe des Tages. Scheuen Sie sich nicht, Korrekturen am Feldhäcksler bzw. Ladewagen vornehmen zu lassen.

Der Einsatz von Siliermitteln:
Der Siliermitteleinsatz will gut geplant sein, denn es gibt auch hier nicht das Siliermittel, was alles kann. Zunächst gilt es, aus der Fülle der am Markt verfügbaren Mittel das passende Produkt auszuwählen. Lassen Sie sich von Profis beraten.
Praxistipp: Berichten Sie dem Vertreter von Problemen aus der Vergangenheit. Zeigen Sie ihm die Untersuchungsberichte Ihrer Silagen. Diese Informationen helfen, dass auf Ihre Bedürfnisse passende Produkt auszuwählen. Wurde möglicherweise immer nur die obere Schicht warm, so kann man über eine Teilbehandlung nachdenken. Zudem sollte der Vertreter kurzfristig (Feiertage/Wochenende) erreichbar sein. Die Bereitschaft, ein im Frühbezug gekauftes Produkt zurück zu nehmen muss da sein. Wer weiß schon im Februar, wie das Wetter bei der Ernte im Mai sein wird. Im Vorfeld ist unter anderem zu klären, für welchen Trockenmassebereich oder welche Wirkrichtung es eingesetzt werden soll. Grundsätzlich gilt, nur DLG geprüfte Mittel (Nachweis der Wirksamkeit ist erbracht) einzusetzen. Bevorzugen Sie Mittel, die flüssig anzuwenden sind, um eine gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten. Prüfen Sie während des Silierens den Verbrauch, damit die Dosierung mit Anweisungen des Herstellers übereinstimmt. Halten Sie sich an die Herstellerangaben, wenn es darum geht, wann das Silo geöffnet werden darf. Unter optimalen Bedingungen ist der Silierprozess frühestens nach 6 Wochen abgeschlossen. Die Herstellung von Qualitätssilagen ist allerdings auch ohne Siliermittel möglich.

Das Einsilieren:
Gleichmäßige Schichten von maximal 30 cm mit einer Walzgeschwindigkeit von maximal 4 km/h und einem Reifendruck von 2 bar bei mindestens zweimaligem Überfahren sind ein Muss. Das Gewicht des Walzschleppers berechnet sich nach folgender Formel: Tonnen Siliergut je Stunde dividiert durch 3 bei Ladewagensilage, bei Häckselsilage dividiert durch 4 (Beispiel Ladewagen: 45 t / Stunde / 3 = 15 t Gewicht des Walzschleppers). Schimmel im Silostock, egal ob in Schichten oder Nestern, deutet auf mangelhafte Walzarbeit hin.

Praxistipp: Mähen Sie das Material für die oberste Schicht später, damit es noch ausreichend Feuchte hat. Hier ist eine mangelhafte Verdichtung vorprogrammiert, da das Eigengewicht des Stapels fehlt. Lässt sich ein mehrtägiges Befüllen nicht vermeiden oder endet es spät nachts, unbedingt eine Zwischenabdeckung mit der Unterziehfolie vornehmen.

Das Abdecken:
Ist das Nachwalzen erledigt, sollte das sofortige Abdecken (< 1 Stunde) selbstverständlich sein. In der Praxis fällt zu diesem Zeitpunkt die Anspannung der letzten Tage von allen Beteiligten ab, und man sieht sich nicht mehr so sehr unter zeitlichem Druck. Verständlich aber dennoch falsch. Zumindest die zuvor beschriebene Zwischenabdeckung sollte über Nacht über den Futterstock gezogen werden. Die Unterziehfolie ist nicht teuer, aber effektiv. Sie saugt sich an der Oberfläche der Silage fest und bildet so den Grundstein für eine luftdichte Abdeckung. Darüber wird eine DLG geprüfte Abdeckfolie gezogen, die ausreichend durch Sandsäcke (Querriegel) beschwert und durch ein Schutzgewebe oder Schutzgitter ergänzt wird. Ist eine Beschädigung durch Vögel (sie können durch das Gewebe picken) zu erwarten, muss zwischen der Folie und dem Gewebe ein Abstand durch Reifen geschaffen werden.

Praxistipp: Legen Sie das Material sauber sortiert bereit. Nachts sucht niemand gerne Abdeckmaterial zusammen.



Birgit.Koeppchen@dlr.rlp.de     www.DLR-Eifel.rlp.de