Grasbestände mit sichtbaren Gülleresten silieren?

Stand: 05/26/2021
Auf die Gülleausbringung im Frühjahr folgen oftmals trockene Perioden, so dass Reste der Gülle am Grasbestand haften bleiben, die üblicherweise durch Regen abgewaschen werden. Je nach Ausbringtechnik ist diese Problematik mehr oder weniger stark ausgeprägt. Schleppschuh-und Schleppschlauchverteiler (Foto 1), sowie Injektortechnik gewährleisten eine bodennahe Ausbringung. Die Ausbringung mittels Breitverteiler (Foto 2) benetzt den Bestand deutlich mehr mit Gülle. Folgt darauf nur wenig Niederschlag, wird die Blattmasse nicht zuverlässig sauber abgewaschen und es stellt sich die Frage, wie sich die abgetrockneten Güllereste auf die Gärqualität auswirken. Sie stellen einen Schmutzeintrag dar, vergleichbar mit dem von Erde. Schmutz wiederum puffert und wirkt dem erklärten Ziel der Silierung, nämlich der schnellen pH-Wert Absenkung entgegen. Zudem finden sich bodenbürtige Gärschädlinge wie Clostridien in der Gülle, die als Wegbereiter für Buttersäurebildung verantwortlich sind. Buttersäure riecht unangenehm nach Schweiß und ranziger Butter. Bei nassen Herbstsilagen ist das Risiko der Verschmutzung und damit der Buttersäurebildung höher. Aber auch trockene Silagen weisen mitunter Buttersäure aus, die die menschliche Nase kaum wahrnimmt, aber die Analytik im Labor zu Tage fördert.

Wie lässt sich Schmutz zum jetzigen Zeitpunkt noch vermeiden?

Der Striegel kann Schmutz und Güllereste von der Blattmasse abstreifen. Bestandshöhen über 15 cm sollten jedoch nicht mehr gestriegelt werden. Bei der Ernte sind eine Schnitthöhe von 5 bis 7 cm und ein Trockensubstanzgehalt (TS) von 30-40 % anzustreben. Trockenere Silagen sind weniger anfällig für Buttersäure. Die Erntegeräte sollten nur so tief eingestellt sein, dass der am Boden liegende Schmutz nicht in das angewelkte Material gelangt.


Foto 1: Gülleausbringung mit Schleppschuhverteilung

Foto 2: Gülleausbringung mit Breitverteilung
Fotos © Christoph Steilen, DLR Eifel

Können Siliermittel Abhilfe verschaffen?

Siliermittel können den Schmutz nicht beseitigen, allerdings verbessern Sie bei passender Wirkrichtung (WR) die Vergärung und wirken Clostridien (WR 5) entgegen. Möglicherweise reicht eine Teilflächenbehandlung des Erntegutes aus. Dazu die Bestände kontrollieren und Flächen mit Gülleresten höher anwelken (> 35 % TS) und zur Erzielung einer guten Verdichtung unten im Fahrsilo einbringen. Beachten Sie beim Einsatz von Siliermitteln die Angaben des Herstellers zum optimalen TS-Bereich. Siliermittel gegen Clostridien beziehen sich überwiegend auf einen Trockensubstanzbereich unter 30 %. Für den optimalen Bereich von 30 bis 40 % finden sich keine DLG geprüften biologischen (auf Basis Milchsäurebakterien) Mittel gegen Clostridien. Chemische Mittel kommen aufgrund der höheren Kosten seltener flächendeckend zum Einsatz. Die Auswahl bei den biologischen Mitteln mit der Wirkrichtung 1 (a-d), Verbesserung der Vergärung ist deutlich größer. Sie können den Wettlauf zwischen den erwünschten Milchsäurebakterien und den Gärschädlingen zugunsten der Milchsäurebakterien entscheiden und eine schnelle pH-Wert Absenkung bewirken.

Eine Entscheidungshilfe zur Auswahl des richtigen DLG geprüften Mittels finden Sie unter:
DLR-Eifel/Fachinformationen/Grünland-Futterbau/Anbau/Futterkonservierung/Entscheidungshilfe für den Einsatz von Silierhilfsmitteln

Die geprüften Mittel finden Sie unter:
DLG e.V. - Die DLG prüft Siliermittel
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Diese Liste können Sie durch Anklicken der Spalten beliebig sortieren, sei es nach Produktname, Ausbringform oder erbrachtem Wirkungsnachweis.

Legende zu den Kategorien:
1a - Verbesserung der Vergärung von schwer silierbarem Futter
1b - Verbesserung der Vergärung von mittelschwer bis leicht silierbarem Futter im unteren Trockenmassebereich
1c - Verbesserung der Vergärung von mittelschwer bis leicht silierbarem Futter im oberen Trockenmassebereich
1d - Verbesserung der Vergärung von speziellen Futterarten
2 - Verbesserung der aeroben Stabilität (Haltbarkeit unter Lufteinfluss)
3 - Reduzierung von Gärsaftablauf
4a - Zur Verbesserung des Futteraufnahmewertes der Silage
4b - Zur Verbesserung der Verdaulichkeit der Silage
4c (Mast) - Zur Verbesserung des Fleischerzeugungswertes der Silage
4c (Milch) - Zur Verbesserung des Milcherzeugungswertes der Silage
5 - Verhinderung der Vermehrung von Clostridien
6a - Verbesserung des Methanerzeugungswertes von Silagen durch Reduzierung von Gärverlusten
6b - Verbesserung des Methanerzeugungswertes von Silagen durch Vermeidung von Nacherwärmung
6c - Verbesserung des Methanerzeugungswertes von Silagen durch Sondereffekte

Weiterführende Informationen zum Thema:
im Fachportal Tierhaltung (unter > Fachinformationen >Rinder > Fütterung) sowie
im Fachportal Grünland-Futterbau (unter >Anbau >Futterkonservierung)



Birgit.Koeppchen@dlr.rlp.de     www.DLR-Eifel.rlp.de