ökologische Weinbauinformation vom 01.06.2020



Arbeitshinweise (11)

Rebentwicklung
Zu Beginn dieser Woche bestimmt noch ein Hoch über Skandinavien das Wetter und es bleibt sonnig und trocken bei Temperaturen bis 30°C. Ab Mittwoch Nachmittag kommen lokal Gewitter auf und ab Donnerstag kann es überall zu Schauern und Gewittern kommen. Die Temperaturen kühlen dann in den Bereich unter 20°C ab. Dies passt zur dann beginnenden Zeit der Schafskälte von Anfang bis Mitte Juni, die in vielen Jahren wechselhaftes und kühleres Wetter bringt.
Überall, wo am Dienstag die Spritzabstände bei 5 Tagen oder mehr liegen, sollte über eine Behandlung unmittelbar vor den angekündigten Regenfällen nachgedacht werden.
In warmen Lagen ist die Blüte bereits in vollem Gang, spätere Lagen stehen unmittelbar vor dem Aufblühen. Bisher sieht der Gescheinsansatz in vielen Lagen gut aus, der Blütetermin (vor oder während der Temperaturabkühlung ab Donnerstag) könnte aber einigen Einfluss auf das Verrieseln der Beeren nehmen. Vielerorts sind, bedingt durch die vergangenen trockenen Jahre mit zum Teil hohen Erträgen, aber auch einige Kümmertriebe zu finden.
Bedingt durch die anhaltende Trockenheit ist der Boden vielerorts wie Staub. Damit bei den anstehenden Niederschlägen es nicht zu einer unnötigen Verstärkung von Erosion kommt, sollte mit der Bodenbearbeitung in der offenen Gasse gewartet werden, bis Niederschläge gefallen sind.

Piwi-Sorten sollten jetzt in diesem empfindlichen Zeitraum unbedingt mitbehandelt werden. In der Regel reichen 2-3 Behandlungen gegen Oidium ab Blütebeginn bis Erbsengröße der Trauben. Gegen Peronospora sollte (bei Druck) ab Strecken der Gescheine vorbeugend behandelt werden. Da Piwi-Sorten keine Schwarzfäule-Resistenz besitzen, sollte dies in bekannten Befallslagen mitbedacht werden!

Oidium:
In der vergangenen Woche gab es einen großen Blattflächen-Zuwachs. Ersten Oidium-Blattbefall konnten wir in der vergangenen Woche in Oppenheim in unserer unbehandelten Versuchsfläche finden. Ab dem Blütezeitraum beginnt die Phase der höchsten Empfindlichkeit für Infektionen mit dem echten Mehltau. Der Behandlungsabstand sollte jetzt 7 Tage nicht überschreiten und es sollte beidseitig behandelt werden. Wer nur einseitig behandelt (höheres Risiko durch schlechtere Anlagerung in der unbehandelten Reihe!), sollte immer auch bedenken, dass es durch die höhere Konzentrierung in der Brühe auch schneller zu Blattverbrennungen kommen kann.
Ein Zusatz von Bicarbonaten sollte dort, wo die Wasserversorgung schon schlecht ist, gut überlegt werden und eher auf die kühlere Zeit nach den Niederschlägen (wenn sich hoffentlich auch die Wasserversorgung verbessert hat) verschoben werden. In unseren Versuchen des vergangenen Jahres erzielte der Einsatz von 8 kg/ha Netzschwefel in der Blüte (mit Microthiol WG zulässig) bei hohem Oidiumdruck einen vergleichbaren Wirkungsgrad wie der Zusatz von Bicarbonaten. Eine Verbrennungsgefahr mit Netzschwefel besteht bei moderaten Temperaturen nicht. Ein mehrfacher Belag mit Bicarbonaten bei schlechter Wasserversorgung und ohne Niederschlag führt aber meist zu Blattvertrocknungen.
Mittel: 4,2 kg/ha bis 5 kg/ha Netzschwefel (auf die Zulassung des verwendeten Mittels achten!), ab Blüte bis 8 kg/ha mit Microthiol WG.
Ein Zusatz von Netzmitteln zu Netzschwefel ist nicht nötig.


Peronospora:
Bisher wurden noch keine Infektionen gemeldet. Da in den nächsten Tagen unbeständiges Wetter gemeldet wird, sollten die hoch empfindlichen Gescheine unbedingt abgedeckt werden.
Mittel: je nach Entwicklungsstadium: 150 - 250 g/ha reinCu

Botrytis:

Eine Entblätterung bis etwa 1 Woche nach der Blüte führt noch zu merklicher Verrieselung. Neben dem Auflockerungseffekt gehen mit frühzeitigen Entblätterungsmaßnahmen auch Abhärtungseffekte einher, die die Widerstandsfähigkeit der Beerenhäute gegen Botrytis bis zur Lesereife deutlich verbessern. Auch die Pflanzenschutzmittelanlagerung wird bereits mit beginnender Beerenentwicklung deutlich verbessert. Dies hat zur Folge, dass sich die frühzeitige Teilentblätterung als wirksamste und zuverlässigste kulturtechnische Maßnahme zur Vorbeugung späterer Botrytisprobleme erwiesen hat.
Diese Maßnahme allein zeigt in vielen Jahren einen Wirkungsgrad gegen Botrytis von 50%.



Beate.Fader@dlr.rlp.de      drucken nach oben