Bienenweidepflanzen im Juni

Dieses Jahr schon sehr früh, beginnt gerade die über vierwöchigen Blütezeit der verschiedenen Lindenarten. Alle duften wunderbar, ihre Blüten werden in der Heilkunde verwendet. Sie sind eine der wichtigsten Nektar- und Pollenlieferanten für Bienen, Hummeln und zahlreiche andere Insekten. Letztes Jahr konnte man ganze Schwärme von Distelfaltern um die Bäume flattern sehen, ein beeindruckendes Bild! In sehr trockenen Jahren liefern die Bäume nur noch Pollen, für einen Nektarfluss reicht das Wasserangebot oft nicht mehr aus. Dann sieht man manchmal zahlreiche verendende Hummeln unter Linden. Sie werden durch den Duft angelockt, doch wenn die Quelle versiegt ist, sterben sie aus Energiemangel darunter.Abhilfe können wir als Gärtner schaffen, indem wir Straßenbäume durch Bewässerung unterstützen und vielfältiges Nahrungsangebot im Garten schaffen, doch dazu mehr im Juli, der Juni ist noch eine Zeit der Fülle!Linden sind seit Jahrhunderten mit dem Leben der Menschen verknüpft. Unter ihnen wurde sich versammelt und Recht gesprochen, der Baum kommt in zahlreichen Märchen, Gedichten und Liedern vor und bildet auch heute noch oft das Zentrum eines Dorfes. Als Garten- oder Hausbaum empfehlen sich kleinkronige Varianten der Linden, wie z.B. Tilia cordata ‘Rancho‘, die langsam und mit dicht geschlossener Krone wächst.

Häufig zu sehen, doch ein umstrittener Neubürger in vielen Städten ist Ailanthus altissima, der Götterbaum. Er hat auffällige, aus vielen Einzelblättern zusammengesetzte Blattstiele und blüht mit großen, grünlich-gelben Bütenrispen. Diese asiatische Pionierpflanze hält sich wacker unter schwierigsten Bedingungen in der Stadt, verträgt Trockenheit und schlechten Boden und wächst aus der kleinsten Pflasterfuge. In China liefert er Futter für Seidenraupen, bei uns steht er auf der Liste der invasiven Gehölze. Blätter und Blüten haben einen charakteristisch herben Duft, der von manchen Leuten als unangenehm empfunden wird. Er liefert jedoch leckeren Stadthonig! Auf Brachen in der Stadt richtet er keinen Schaden an, denn er besiedelt so unwirtliche Stellen, die kaum von anderen Pflanzen in Anspruch genommen werden. In der freien Landschaft sollte die Ausbreitung kontrolliert werden. Dieser Baum darf seit letztem Jahr nicht mehr in Baumschulen gehandelt werden.
Sämling von Ailanthus altissima ©Eva Hofmann
Die Blüten der Brombeere sind ein wichtiger Pollen- und Nektarlieferant in der freien Landschaft. Ohne Bienen gibt es später kein Futter für Vögel, und auch keine Brombeermarmelade aus selbst gesammelten Früchten.

Im Staudengarten freuen sich die Bienen über die vielfältigen Begleiter der Rosen, diese finden Sie in unserem Kalenderbeitrag "Der Ziergarten im Juni"
Nicht zu vergessen ist der altbekannte Lavendel, einer der wichtigsten Nektarspender. Mit seinem Duft erfreut er uns auf dem kleinsten Balkon oder an heißen und trockenen Stellen im Garten oder in der Stadt.

Der Blasenstrauch, Colutea arborescens ist ein sehr interessantes Gehölz, das viel häufiger in Gärten und z.B. in natürlichen Hecken verwendet werden sollte. Er kommt natürlich von Nordafrika über Südeuropa bis in warme Gegenden Mitteleuropas und Deutschlands vor. Hier gedeiht er auf vielen trockenen und warmen Standorten, wo er auch unter schwierigen Bedingungen das ganze Jahr über gut aussieht. Auffällig sind seine großen gelben Schmetterlingsblüten, die von Mai bis Oktober ununterbrochen erscheinen. Sie liefern wertvollen Pollen für vielfältige Insekten. So wie die Samen der Hülsenfrüchte wertvolles pflanzliches Eiweiß für Menschen liefern, ist ihr Pollen besonders reichhaltige Nahrung für die Bienenkinder. Gleichzeitig mit den schönen Blüten erscheinen die großen, blasenartigen Hülsen, die grünlich-rosa schimmern und seine Schmuckwirkung noch erhöhen. Zudem liefern die Knöllchenbakterien an seinen Wurzeln Stickstoff in den Boden, den auch andere Pflanzen nutzen können- ein rundherum nützlicher und dekorativer Strauch!

Colutea arborescens
©Eva Hofmann

In den Städten blühen viele Kleinsträucher in größeren Anlagen, die ausgesprochen bienenfreundlich sind, sie verdienen mehr Beachtung und vielleicht eine weniger monotone Verwendung, so dass ihre Schönheit in Kombinationen mit Stauden und Rosen zur Geltung kommen kann. Von der Schneebeere, Symphoricarpus, die bei Kindern auch als "Knallerbse" bezeichnet wird, gibt es zahlreiche moderne Sorten mit einer langen Blütezeit. Die kleinen, rosa-weißen Blüten sind eher unauffällig, doch die weißen, lila oder rosa gefärbten Beeren (Steinfrüchte) bleiben lange haften und machen die zierlichen Sträucher bis in den späten Herbst hinein zu einem Blickfang. Ihre größte Stärke liegt in ihrer Anspruchslosigkeit, sie wachsen auf allen Böden, ob in der Sonne oder im Schatten, tolerieren Wurzeldruck, Streusalz und brutale Schnittmaßnahmen, doch dafür sind sie viel zu schade! Ähnlich robust und daher beliebt sind die Kleinsträucher Potentilla (Fingerkraut), Hypericum (Johanniskraut) und die Sommerspireen (Spiraea), auch sie werden von zahlreichen Insekten besucht und könnten weitaus attraktiver verwendet werden!

In der freien Landschaft gibt es am Wegesrand und auf bunten Wiesen einiges zu sehen.Manche Straßenränder sehen derzeit aus wie ein Gemälde von Monet. Der allseits bekannte Klatschmohn, Papaver rhoeas kommt mancherorts massenhaft vor und überzieht große Flächen mit roten Tupfen. Er ist ein einjähriges Ackerbegleitkraut, dessen Samen zur Keimung offenen Boden benötigen, daher ist er auf Bodenbearbeitung angewiesen. In dauerhaften Wiesen verschwindet er mit der Zeit von selbst. Die Bienen sammeln an seinen Blüten schwarzen Pollen.

Der Natternkopf, Echium vulgare, ist als Pionierpflanze oft zuerst auf offenen Böden anzutreffen. Seine aufrechten, leuchtend blauen Blütenrispen sind ein absoluter Magnet für Wildbienen. Seine Samen sind oft in Saatgutmischungen enthalten. Man kann ihn auch als blühende Staude kaufen und dann einfach seine Selbstaussaat zulassen.

Echium vulgare
©Eva Hofmann

Die heimische Rotfrüchtige Zaunrübe, Bryonia dioica, taucht oft von selbst im Garten und passenderweise am Zaun auf und sorgt für eine kostenlose Zaunbegrünung. Dass sie nicht nur Zäune, sondern auch alle anderen Pflanzen als Rankhilfe benutzt, wird natürlich von Gärtnern als störend empfunden. Doch hat sie hübsche weiße Blütchen, die lange blühen und gerne von Hummeln, Wildbienen, Schwebfliegen besucht werden. Eine Wildbienenart, die Zaunrüben-Sandbiene, ist für ihr Überleben auf genau diese eine Pflanzenart angewiesen. Sie benötigen für die Aufzucht ihrer Jungen ausschließlich den Pollen von Zaunrüben. Wer Glück hat, kann diese kleine Sandbiene nicht nur beim Sammeln, sondern sogar zum Schlafen eingerollt in der Blüte finden. Die roten Beeren, aber auch die rübenartig verdickte Wurzel sind für Menschen sehr giftig! Doch wenn wir nur ihren Anblick genießen, können wir helfen, das Überleben dieser Bienenart (Wildbiene des Jahres 2015) zu sichern.
Zaunrüben- Sandbiene (Andrena florida)
©Eva Hofmann

Diese Begegnungen hat nur, wer nicht alles "Störende" sofort entfernt. Nur wenn wir ein wenig Wildheit in unseren Gärten, Dörfern und Städten zulassen, können wir ökologische Vielfalt fördern und diese Art von Naturerlebnissen genießen.



Eva.Hofmann@dlr.rlp.de     www.Gartenakademie.rlp.de